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Ludwig Bechstein wurde am 24. November 1801 in
Weimar geboren. Seine Mutter, Johanna Caroline Dorothea Bechstein, war
unverheiratet. Sein Vater war wohl der französische Emigrant Louis Hubert
Dupontreau aus Fontenay-le-Comte in der Vendée. In den thüringischen Staaten
galt damals noch das ältere deutsche Recht, dass ein uneheliches Kind den
Namen des von der Mutter angegebenen Vaters zu tragen hatte. Deswegen
erhielt er auch zunächst den Namen des Vaters.
„Ich war ein armes Kind,
das keinen Vater hatte, und das die Mutter in zartester Jugend in
Miethlingshände gab..., schrieb L. Bechstein in seiner nicht vollendeten
autobiografischen Skizze SUMMA SUMMARUM.
Der große Wendepunkt im Leben des jungen Ludwig trat mit dem viel zu
frühen Tode eines Verwandten ein. Der Sohn des anerkannten Natur- und
Forstwirtschaftlers Johann Matthäus Bechstein war das einzige Kind der
Eheleute gewesen. Ein Freund der Familie legte den Eltern nahe, ein Kind zu
adoptieren, um den Schmerz über den Verlust des geliebten Sohnes
abzuschwächen. |
Im Oktober 1810 nahmen Johann Matthäus Bechstein und seine Frau den Jungen
mit nach Dreißigacker. Ludwig Bechstein kam noch als Louis Dupontreau in das
Haus seines Onkels.
Ende 1810 hieß er Louis Bechstein und ab 1811 Ludwig Bechstein.
Möglicherweise dürfte in dieser Zeit eine Adoption erfolgt sein, da er erst
jetzt den Namen Bechstein erhielt. 1810 meldete ihn sein Pflegevater im
Lyzeum in Meiningen an. Die Lehrer beklagten sich wiederholt über den
mangelnden Fleiß ihres Schülers; der Onkel bestrafte ihn mit Hausarrest. In
der Gesindestube aber konnte Ludwig seine Leselust mit Volksbüchern,
Abenteuer- und Gespenstergeschichten ungehindert stillen.Im Herbst 1818
wanderte Ludwig Bechstein in das thüringische Städtchen Arnstadt, um in der
Kühnschen Apotheke unter der Galerie seine Lehrzeit zu beginnen. Doch schon
bald stellte Bechstein fest, dass dieser Beruf seinen Vorstellungen nicht
entsprach. Zu seinen Pflichten gehörte es, die Apotheke auszukehren, den
Laden zu öffnen und zu schließen, Kessel und Mensuren zu scheuern und zu
putzen. Gerade aber das Experimentieren, das hauptsächlich für die
Berufswahl bestimmend gewesen war, blieb ihm versagt. Nach mehrmaligem
Nachfragen, warum er dies nicht tun dürfe, wurde ihm eröffnet, dass das nur
dem Prinzipal vorbehalten sei. Seine Lehrzeit endete 1822, nach vier Jahren,
er blieb aber noch für zwei weitere Jahre in Arnstadt als Gehilfe
(Provisor).
Im Jahr 1823 erschien von Bechstein ein kleines Bändchen "Thüringische
Volksmärchen", allerdings unter dem Pseudonym C. Bechstein. Es war seine
erste selbstständig erscheinende Schrift.
Von Ende 1824 bis Anfang 1826 war Bechstein in der Meininger Hofapotheke
tätig. Im Jahre 1826 zog er nach Salzungen, um dort in der Schwan-Apotheke
als Provisor zu arbeiten. Aber auch hier fand er nicht die Erfüllung im
Beruf, die er sich wünschte. Er stellte die Beschäftigung in der Apotheke
hinter die dichterisch-schriftstellerische Betätigung und die Pflege froher
Geselligkeit. Im März 1829 konnte er sich durch die Förderung des Meininger
Herzogs als Nr. 134 an der Universität Leipzig immatrikulieren; nicht nur
um Naturwissenschaften zu studieren, sondern Philosophie, Literatur und
Geschichte. Als literarische Hauptleistung Bechsteins in Leipzig ist der
"Totentanz" zu sehen. Bis Ende des Sommersemesters 1830 blieb er in Leipzig
und führte im Anschluss seine Studien in München weiter. Hier besuchte er
mehr die Kunst- und Altertumssammlungen, und sein Studium galt weniger den
akademischen Vorlesungen als dem eigenen Betrachten und Studieren. Sowohl in
Leipzig als auch in München arbeitete Bechstein sehr viel. Er schrieb
„Die Weisheit der Libussa“,
den Roman „Das tolle Jahr von Erfurt“
und „Luther“.
Im August 1831 kehrte Bechstein nach Meiningen
zurück und erhielt im November des gleichen Jahres ein Stelle als
Kabinettsbibliothekar an der herzoglichen Bibliothek.
Im August 1832 heiratete er die 24-jährige Caroline Wiskemann aus
Philippsthal an der Werra, die ihm seinen ersten Sohn schenkte. Bereits nach
zwei glücklichen Ehejahren starb seine Frau und er heiratete im Mai 1836
erneut. Aus der Ehe mit Therese Schulz aus Untermaßfeld gingen sieben Kinder
hervor.
1840 empfing Bechstein aufgrund seiner literarischen Leistungen das
Dekret zum Hofrat. Bechstein war ein äußerst fleißiger Arbeiter. Sein
Nachlass erfasste rund 20.000 Manuskriptseiten, er arbeitete mit ca. 60
Verlegern zusammen und bemühte sich um die Wiederentdeckung der Dichtung des
deutschen Mittelalters. Er verfasste Reiseberichte über seine Reisen in
Deutschland und Europa, Abhandlungen zu Kunstdenkmälern in Franken und
Thüringen, Rezensionen über Bildnisse und Lebensbeschreibungen berühmter
deutscher Männer; er dichtete eine "Neue Naturgeschichte der Stubenvögel",
versuchte sich an Opernlibretti wie an Abhandlungen über Archäologie,
Astrologie, Freimaurerei und Burschenschaftswesen.
Am 14. Mai 1860 starb der Dichter Ludwig Bechstein im Alter von 59
Jahren. (siehe www.arnstadt.de) |